
Entgegen der gängigen Meinung ist ein “stärkeres” Immunsystem nicht immer besser – oft ist es die Ursache für Allergien und Autoimmunerkrankungen.
- Der Schlüssel liegt in der Immunmodulation: einer intelligenten Balance statt blinder Stimulation.
- Etwa 70-80% Ihrer Immunzellen sitzen im Darm, was ihn zur Kommandozentrale Ihrer Abwehr macht.
Empfehlung: Fokussieren Sie sich auf die drei Säulen – Darmgesundheit, gezielte Nährstoff-Synergien und die Reduzierung stiller Entzündungen –, um eine widerstandsfähige und ausgeglichene Abwehr aufzubauen.
In meiner Praxis als Immunologe in Deutschland begegne ich täglich dem Wunsch nach einem “starken Immunsystem”. Gerade in Zeiten erhöhter Infektwellen scheint die Antwort klar: mehr Vitamin C, mehr Zink, mehr von allem, was die Abwehrkräfte “boostet”. Doch dieser Ansatz ist oft nicht nur kurzsichtig, sondern kann für viele Menschen, insbesondere jene mit Neigung zu Allergien oder Autoimmunerkrankungen, gefährlich sein. Die ständige Forderung nach einer aggressiveren Immunantwort ignoriert eine fundamentale Wahrheit: Das beste Immunsystem ist nicht das stärkste, sondern das intelligenteste und am besten regulierte.
Ein überreiztes, fehlgesteuertes Immunsystem greift nicht nur Krankheitserreger an, sondern auch harmlose Substanzen wie Pollen (Allergien) oder sogar körpereigenes Gewebe (Autoimmunität). Die wahre Kunst besteht darin, die Abwehr so zu modulieren, dass sie schnell und effektiv auf echte Bedrohungen reagiert, aber ansonsten in einem Zustand wachsamer Ruhe verbleibt. Dieser Zustand der Homöostase ist das eigentliche Ziel. Es geht nicht darum, die Soldaten mit immer größeren Waffen auszustatten, sondern ihre Fähigkeit zur präzisen Freund-Feind-Erkennung zu schulen.
Dieser Artikel bricht mit dem Mythos des “Boosting” und stellt Ihnen eine nachhaltige 3-Säulen-Strategie vor, die auf Immunmodulation statt auf platter Stimulation basiert. Wir werden die entscheidende Rolle des Darms als Kommandozentrale der Abwehr beleuchten, die Synergien essenzieller Mikronährstoffe aufdecken und die oft übersehenen stillen Entzündungsherde identifizieren, die Ihr System unnötig belasten. Ziel ist es, Ihnen ein tiefes Verständnis und praktische Werkzeuge an die Hand zu geben, um Ihre Abwehrkräfte für die spezifischen Herausforderungen in Deutschland optimal und vor allem sicher zu rüsten.
Dieser Leitfaden führt Sie systematisch durch die wichtigsten Aspekte einer intelligenten Immunstrategie. Sie erfahren, warum das Konzept des “starken” Immunsystems ein Trugschluss ist und wie Sie stattdessen durch gezielte Maßnahmen in den Bereichen Darm, Ernährung und Lebensstil eine wirklich widerstandsfähige und ausgeglichene Abwehr aufbauen.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Weg zur ausbalancierten Immunabwehr
- Warum ein “starkes” Immunsystem nicht immer gut ist: die Allergie-Paradoxie?
- Wie Sie durch Darmheilung Ihre Immunabwehr um 60% verbessern?
- Welche 7 Nährstoffe braucht Ihr Immunsystem täglich für volle Funktion?
- Die 6 Gewohnheiten, die Ihr Immunsystem täglich schwächen
- Wie Sie Ihr Immunsystem im Winter und Frühling unterschiedlich unterstützen?
- Die 3 versteckten Entzündungsherde, die 60% übersehen: Zähne, Darm, Viren
- Warum Vitamin D ohne K2 gefährlich und Eisen ohne Vitamin C nutzlos ist?
- Wie Sie Ihr Hautmikrobiom schützen und Hautprobleme dauerhaft verhindern
Warum ein “starkes” Immunsystem nicht immer gut ist: die Allergie-Paradoxie?
Der Begriff “starkes Immunsystem” suggeriert eine schlagkräftige Armee, die jeden Eindringling vernichtet. Doch was passiert, wenn diese Armee so aggressiv ist, dass sie auch auf Zivilisten schießt? Genau das ist die Allergie- und Autoimmun-Paradoxie. Eine Überreaktion des Immunsystems ist ebenso problematisch wie eine Unterfunktion. Die wahre Stärke liegt in der Balance, insbesondere im Gleichgewicht zwischen den Th1- und Th2-Helferzellen. Vereinfacht gesagt, ist der Th1-Zweig für die Abwehr von Viren und Bakterien zuständig (die zelluläre Antwort), während der Th2-Zweig Parasiten bekämpft und für die Produktion von Antikörpern verantwortlich ist (die humorale Antwort).
Bei Allergikern ist der Th2-Zweig überaktiv. Das Immunsystem reagiert panisch auf harmlose Stoffe wie Birkenpollen oder Hausstaub und löst eine Kaskade von Entzündungsreaktionen aus. Bei vielen Autoimmunerkrankungen, wie rheumatoider Arthritis oder Multipler Sklerose, dominiert hingegen ein überaktiver Th1-Zweig, der körpereigenes Gewebe attackiert. Das Ziel ist also kein “stärkeres”, sondern ein ausbalanciertes Immunsystem. Dieses Konzept wird durch die Hygiene-Hypothese gestützt, die besagt, dass eine zu saubere Umgebung in der Kindheit das Immunsystem unterfordert und zu einer Th2-Dominanz führen kann.

Wie diese Darstellung andeutet, ist das Immungleichgewicht ein dynamischer Zustand. Die zentrale Schaltstelle für diese Regulation liegt überraschenderweise nicht in den Lymphknoten, sondern im Darm. Wie die mhplus Krankenkasse erklärt, befinden sich 70 bis 80 Prozent aller Immunzellen im Darm. Eine gezielte Pflege des Darmmilieus ist daher der erste und wichtigste Schritt zur Immunmodulation und zur Vermeidung von überschießenden Reaktionen.
Wie Sie durch Darmheilung Ihre Immunabwehr um 60% verbessern?
Wenn 70-80% der Immunzellen im Darm angesiedelt sind, ist es nur logisch, dass die Gesundheit dieses Organs direkte Auswirkungen auf unsere Abwehrkräfte hat. Der Darm ist nicht nur ein Verdauungsorgan, sondern das größte Trainingslager unseres Immunsystems. Hier lernen die Abwehrzellen, zwischen Freund (Nährstoffe, nützliche Bakterien) und Feind (Krankheitserreger, Toxine) zu unterscheiden. Eine gesunde Darmflora (Mikrobiom) und eine intakte Darmschleimhaut (Barriere) sind die Grundpfeiler dieser Funktion. Tatsächlich liegen laut Analysen von Kijimea rund 80 Prozent der Plasmazellen, die für die Produktion von Antikörpern verantwortlich sind, im Darm. Eine Störung dieses Ökosystems führt unweigerlich zu einer geschwächten oder fehlgeleiteten Immunantwort.
Die Bedeutung der Darmgesundheit für das allgemeine Wohlbefinden ist in Deutschland mittlerweile fest im Bewusstsein verankert. Dies bestätigt auch eine aktuelle Marktstudie.
Fallbeispiel: Die Priorität der Darmgesundheit in Deutschland
Ein Mintel-Report aus dem Jahr 2024 zur Darmgesundheit in Deutschland zeigt, dass Verbraucher trotz wirtschaftlich angespannter Zeiten weiterhin in Produkte zur Unterstützung des Mikrobioms investieren. Nahrungsergänzungsmittel wie Probiotika und funktionelle Lebensmittel bleiben eine hohe Priorität. Dies unterstreicht das wachsende öffentliche Verständnis dafür, dass ein gesunder Darm die Basis für ein widerstandsfähiges Immunsystem und allgemeines Wohlbefinden ist.
Besonders nach einer Antibiotikatherapie, die nicht nur schädliche, sondern auch nützliche Bakterien abtötet, ist ein gezielter Wiederaufbau der Darmflora essenziell. Ohne diese Maßnahme kann das Immunsystem monatelang geschwächt bleiben. Die folgende Checkliste bietet einen praktischen Fahrplan.
Ihr Aktionsplan: Den Darm nach Antibiotika gezielt sanieren
- Probiotika gezielt einsetzen: Nehmen Sie hochwertige Probiotika bereits während der Antibiotikatherapie, aber mit einem zeitlichen Abstand von 2-3 Stunden zur Einnahme des Medikaments.
- Fermentiertes integrieren: Bauen Sie täglich fermentierte Lebensmittel wie naturbelassenes Sauerkraut, Kefir oder Kimchi in Ihre Ernährung ein, um eine Vielfalt an Bakterienstämmen zuzuführen.
- Ballaststoffe als Futter: Ernähren Sie sich reich an präbiotischen Ballaststoffen aus Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Gemüse und Leinsamen, um den guten Bakterien Nahrung zu bieten.
- Zucker und Verarbeitetes meiden: Reduzieren Sie Zucker und hochverarbeitete Lebensmittel drastisch, da diese entzündungsfördernde Bakterien füttern und die Darmschleimhaut schädigen.
- Polyphenole nutzen: Essen Sie polyphenolreiche Lebensmittel wie Beeren, dunkle Schokolade und grünen Tee, da diese eine positive Wirkung auf das Mikrobiom haben und Entzündungen hemmen.
Welche 7 Nährstoffe braucht Ihr Immunsystem täglich für volle Funktion?
Ein ausbalanciertes Immunsystem benötigt täglich eine breite Palette an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Diese Nährstoffe sind die Co-Faktoren für unzählige enzymatische Prozesse, die für die Produktion, Aktivierung und Regulation von Immunzellen notwendig sind. Ein Mangel an nur einem dieser Stoffe kann das gesamte System ins Stocken bringen. Es geht dabei weniger um hochdosierte Einzelpräparate, sondern um eine konstante und breit gefächerte Versorgung über die Ernährung. Besonders in Deutschland, wo die Sonneneinstrahlung in den Wintermonaten nicht für eine ausreichende Vitamin-D-Produktion ausreicht, ist eine bewusste Zufuhr entscheidend.
Wie Rebeka Veress, Lead Dietician bei Lifesum, im Kontext einer Studie betont, ist die bewusste Auswahl von Lebensmitteln der Schlüssel:
Mit dem gestiegenen Interesse an Darmgesundheit zeigt diese Studie, warum Verbraucher*innen auf nährstoffreiche, darmfreundliche Lebensmittel setzen sollten.
– Rebeka Veress, Lead Dietician bei Lifesum
Die folgende Tabelle fasst die sieben wichtigsten Mikronährstoffe für Ihre Immunfunktion zusammen und zeigt, welche typisch deutschen oder hierzulande gut verfügbaren Lebensmittel als hervorragende Quellen dienen.
| Nährstoff | Funktion | Deutsche Quellen |
|---|---|---|
| Vitamin D | Immunmodulation | Hering, Makrele, Supplementierung von Oktober bis März |
| Vitamin C | Antioxidans, Zellschutz | Paprika, Sanddorn, Brokkoli, Zitrusfrüchte |
| Zink | Entwicklung von Immunzellen | Haferflocken, Linsen, Kürbiskerne |
| Selen | Antioxidative Enzymfunktion | Paranüsse, Eier, Vollkornprodukte |
| Eisen | Sauerstofftransport, Zellenergie | Linseneintopf, Rote Bete, Vollkornbrot |
| Folsäure | Zellerneuerung, DNA-Synthese | Grünkohl, Spinat, Feldsalat |
| Omega-3-Fettsäuren | Entzündungshemmung | Leinöl, Walnüsse, fetter Seefisch |
Die 6 Gewohnheiten, die Ihr Immunsystem täglich schwächen
Während wir uns oft darauf konzentrieren, was wir für unser Immunsystem tun können, übersehen wir leicht die täglichen Gewohnheiten, die es leise, aber stetig untergraben. Diese “Immun-Saboteure” erzeugen chronischen Stress und niedriggradige Entzündungen, die die Ressourcen der Abwehr erschöpfen und sie anfälliger für echte Angreifer machen. Es sind nicht die großen Sünden, sondern die kleinen, alltäglichen Nachlässigkeiten, die sich summieren. Dazu gehören offensichtliche Faktoren wie chronischer Schlafmangel, der die Produktion von Zytokinen und T-Zellen hemmt, und eine zucker- und prozesskostreiche Ernährung, die das Darmmikrobiom schädigt.
Weniger bekannt, aber ebenso bedeutsam sind versteckte Stressoren. Dazu zählt der Einfluss von blauem Licht aus Bildschirmen am Abend, das die Melatoninproduktion stört – ein Hormon, das nicht nur den Schlaf reguliert, sondern auch antioxidative und immunmodulierende Eigenschaften besitzt. Ein weiterer oft übersehener Faktor ist die Mundgesundheit. Erkenntnissen des Blasenzentrums zufolge können über 60% der chronischen Erkrankungen durch Störfelder im Mundraum, wie unerkannte Zahnwurzelentzündungen oder Parodontitis, verursacht oder verschlimmert werden. Diese Herde sind eine ständige Quelle von Bakterien und Entzündungssignalen, die das Immunsystem in Dauer-Alarmbereitschaft versetzen.

Die wichtigsten negativen Gewohnheiten, die es zu vermeiden gilt, sind somit:
- Chronischer Stress und mangelnde Entspannung: Dauerhaft hohe Cortisolspiegel unterdrücken die Immunfunktion.
- Schlafmangel (weniger als 6-7 Stunden): Die nächtliche Regenerations- und Reparaturphase des Immunsystems wird gestört.
- Bewegungsmangel: Moderate Bewegung stimuliert die Zirkulation von Immunzellen, während Inaktivität sie träge macht.
- Zuckerreiche und nährstoffarme Ernährung: Sie fördert Entzündungen und schädigt die Darmflora.
- Übermäßiger Alkoholkonsum: Alkohol beeinträchtigt die Funktion von Immunzellen und schädigt die Darmbarriere.
- Vernachlässigung der Mundhygiene: Chronische Entzündungen im Mund belasten das gesamte System.
Wie Sie Ihr Immunsystem im Winter und Frühling unterschiedlich unterstützen?
Ein intelligentes Immunsystem passt sich den Gegebenheiten an. Genauso sollte unsere Unterstützungsstrategie nicht das ganze Jahr über identisch sein, sondern sich an die saisonalen Herausforderungen in Deutschland anpassen. Winter und Frühling stellen sehr unterschiedliche Anforderungen an unsere Abwehr. Der Winter ist geprägt von einer höheren Virenlast in Innenräumen und dem Mangel an Sonnenlicht, was zu einem verbreiteten Vitamin-D-Mangel führt. Der Fokus liegt hier klar auf der Stärkung der antiviralen Abwehr und der Kompensation fehlender Nährstoffe.
Im Frühling hingegen ändert sich die Herausforderung. Die Natur erwacht, und mit ihr der Pollenflug. Für Millionen Deutsche beginnt die Zeit der Allergien, in der ein überaktiver Th2-Immunzweig moduliert werden muss. Gleichzeitig bietet die Natur frische Kräuter und Gemüse, die den Körper nach dem Winter bei der Entgiftung und Regeneration unterstützen. Eine an die Jahreszeit angepasste Chrononutrition ist daher ein entscheidender Baustein für eine ausbalancierte Immunfunktion. Eine Studie zu Kiwis hat beispielsweise gezeigt, wie der Verzehr bestimmter Früchte besonders in den dunkleren Monaten die Darmgesundheit und damit das Immunsystem unterstützen kann.
Die folgende Liste bietet konkrete Beispiele für eine saisonale Immun-Ernährung, die auf in Deutschland verfügbare Lebensmittel zugeschnitten ist:
- Winter-Fokus (Antivirale Abwehr & Nährstoffspeicher):
- Setzen Sie auf Lagergemüse wie Grünkohl, Rotkohl und Wirsing. Sie sind reich an Vitamin C und sekundären Pflanzenstoffen.
- Supplementieren Sie konsequent Vitamin D von Oktober bis März, wie von vielen deutschen Gesundheitsorganisationen empfohlen.
- Nutzen Sie wärmende Gewürze wie Ingwer und Kurkuma für deren entzündungshemmende Wirkung.
- Frühlings-Fokus (Immunmodulation & Entgiftung):
- Integrieren Sie Wildkräuter wie Bärlauch und Brennnessel, die reich an Chlorophyll sind und die Ausleitung von Stoffwechselprodukten unterstützen.
- Nutzen Sie die Spargelsaison. Spargel wirkt harntreibend und unterstützt die Nierenfunktion.
- Bei Pollenallergie kann die Einnahme von Schwarzkümmelöl helfen, die überschießende Th2-Antwort auf natürliche Weise zu modulieren.
Die 3 versteckten Entzündungsherde, die 60% übersehen: Zähne, Darm, Viren
Eine robuste Immunabwehr kann nur dann optimal funktionieren, wenn sie nicht durch ständige “Fehlalarme” abgelenkt wird. Viele Menschen leiden unter chronisch niedriggradigen Entzündungen, sogenannten “stillen Entzündungen”, ohne es zu wissen. Diese Entzündungsherde sind wie ein permanent schwelendes Feuer, das wertvolle Ressourcen des Immunsystems bindet und es für akute Bedrohungen schwächt. Drei solcher Herde werden besonders häufig übersehen.
1. Die Zähne und der Kiefer: Wie bereits erwähnt, können unerkannte Entzündungen an Zahnwurzeln (Granulome) oder chronische Parodontitis eine ständige Quelle für Bakterien und Entzündungsmediatoren sein. Diese gelangen in den Blutkreislauf und belasten das Immunsystem rund um die Uhr. Eine zahnärztliche Kontrolle mit Fokus auf Entzündungsdiagnostik ist daher ein essenzieller Teil der Immunpflege.
2. Der Darm und das Leaky-Gut-Syndrom: Die zweite und vielleicht wichtigste Quelle ist eine durchlässige Darmschleimhaut, das sogenannte “Leaky Gut Syndrom”. Chronischer Stress, Fehlernährung oder Medikamente können die engen Verbindungen zwischen den Darmzellen schwächen. Das Blasenzentrum dokumentiert den Mechanismus eindrücklich: Durch diese Lücken gelangen unvollständig verdaute Nahrungsbestandteile, Bakterienfragmente und Toxine in den Blutkreislauf. Das Immunsystem erkennt diese als fremd und löst eine systemische Entzündungsreaktion aus. Dies ist eine der Hauptursachen für Nahrungsmittelunverträglichkeiten und ein Treiber für Autoimmunprozesse.
3. Latente Viren: Fast jeder Erwachsene in Deutschland trägt Viren aus der Herpes-Familie in sich, insbesondere das Epstein-Barr-Virus (EBV). Normalerweise hält ein gesundes Immunsystem diese Viren in einem schlafenden (latenten) Zustand. Phasen von chronischem Stress, Nährstoffmängeln oder anderen Entzündungen können das Immunsystem jedoch so sehr schwächen, dass diese Viren reaktiviert werden. Eine solche Reaktivierung führt oft zu Symptomen wie chronischer Müdigkeit, Muskelschmerzen und Konzentrationsstörungen und stellt eine enorme Belastung für die Abwehr dar.
Warum Vitamin D ohne K2 gefährlich und Eisen ohne Vitamin C nutzlos ist?
Die Versorgung mit den richtigen Nährstoffen ist nur die halbe Miete. Mindestens ebenso wichtig ist das Verständnis für ihre synergistischen Wechselwirkungen. Die isolierte Einnahme hochdosierter Einzelvitamine kann im besten Fall wirkungslos und im schlimmsten Fall schädlich sein. Das Immunsystem ist ein komplexes Netzwerk, in dem Nährstoffe wie Zahnräder in einem Uhrwerk ineinandergreifen. Ignoriert man diese Zusammenhänge, kann man das Gleichgewicht empfindlich stören.
Zwei der bekanntesten, aber immer noch oft ignorierten Synergien sind die von Vitamin D mit K2 und Eisen mit Vitamin C.
- Vitamin D und K2: Vitamin D ist entscheidend für die Aufnahme von Calcium aus dem Darm. Was aber passiert mit dem Calcium im Körper? Ohne Vitamin K2, das als “Verkehrspolizist” agiert, kann sich das Calcium in den Arterien und Weichteilen ablagern, anstatt in die Knochen eingebaut zu werden. Dies erhöht das Risiko für Arterienverkalkung. Vitamin K2 stellt sicher, dass das Calcium dorthin gelangt, wo es hingehört. Die Einnahme von hochdosiertem Vitamin D ohne K2 ist daher fahrlässig.
- Eisen und Vitamin C: Pflanzliches Eisen (Nicht-Häm-Eisen), wie es in Linsen oder Haferflocken vorkommt, wird vom Körper nur schwer aufgenommen. Vitamin C kann die Absorptionsrate dieses Eisens um ein Vielfaches erhöhen, indem es das Eisen in eine leichter verfügbare Form umwandelt. Ein Linseneintopf ohne einen Spritzer Zitronensaft oder eine Portion Paprika ist aus ernährungsphysiologischer Sicht also nur halb so wertvoll.
Diese Beispiele sind nur die Spitze des Eisbergs. Die folgende Tabelle zeigt weitere wichtige Nährstoffpaare und wie man sie in der deutschen Küche clever kombinieren kann.
| Nährstoffpaar | Synergie-Effekt | Optimale deutsche Kombination |
|---|---|---|
| Vitamin D + K2 | K2 leitet Calcium in Knochen statt Arterien | Hering (D) + Hartkäse wie Gouda (K2) |
| Eisen + Vitamin C | Vitamin C erhöht die Aufnahme von pflanzlichem Eisen | Haferflocken (Eisen) + Beeren (C) zum Frühstück |
| Vitamin D + Magnesium | Magnesium wird für die Aktivierung von Vitamin D benötigt | Makrele (D) + Vollkornbrot (Magnesium) |
| Zink + Kupfer | Müssen in Balance sein für optimale Enzymfunktion | Linsen (Zink) + eine Handvoll Nüsse (Kupfer) |
Das Wichtigste in Kürze
- Das Ziel ist kein “starkes”, sondern ein intelligentes und ausbalanciertes Immunsystem, um Infekte und Überreaktionen (Allergien, Autoimmunität) zu vermeiden.
- Der Darm ist mit 70-80% der Immunzellen die absolute Kommandozentrale. Seine Sanierung ist der größte Hebel.
- Nährstoffe wirken im Team: Synergien wie Vitamin D+K2 oder Eisen+C sind entscheidend für die Wirksamkeit und Sicherheit.
Wie Sie Ihr Hautmikrobiom schützen und Hautprobleme dauerhaft verhindern
Die Haut ist nicht nur eine äußere Hülle, sondern ein komplexes Organ mit einem eigenen Ökosystem – dem Hautmikrobiom. Ähnlich wie im Darm leben auf unserer Haut Billionen von Mikroorganismen in einem empfindlichen Gleichgewicht. Sie bilden den sogenannten Säureschutzmantel und sind die erste Verteidigungslinie gegen pathogene Keime, Umweltgifte und Allergene. Wird dieses Gleichgewicht gestört, beispielsweise durch zu aggressive Reinigungsprodukte, falsche Pflege oder interne Faktoren, können Hautprobleme wie Akne, Rosazea, Neurodermitis oder eine generelle Trockenheit und Empfindlichkeit die Folge sein.
Der entscheidende, oft übersehene Punkt ist jedoch die enge Verbindung zwischen dem Darm und der Haut, die sogenannte Darm-Haut-Achse. Eine Dysbiose im Darm, also ein Ungleichgewicht der Darmbakterien, und stille Entzündungen spiegeln sich fast immer auf der Haut wider. Toxine und Entzündungsmediatoren, die über einen “leaky gut” in den Blutkreislauf gelangen, können direkt zu Hautirritationen führen. Wie Kijimea in Fachartikeln dokumentiert, zeigt die Forschung seit der Jahrtausendwende immer deutlicher, dass diverse Hautprobleme und unerklärliche Müdigkeitserscheinungen auf ein gestörtes Darmmikrobiom zurückzuführen sind. Eine Dysbiose im Darm wirkt sich direkt auf Akne, Rosazea und Neurodermitis aus.
Diese Verbindung erklärt auch, warum rein äußerliche Behandlungen oft nur kurzfristige Linderung bringen. Wahre und dauerhafte Hautgesundheit kommt von innen. Die mhplus Krankenkasse hebt diesen Zusammenhang treffend hervor:
Der enge Zusammenhang zwischen Darmgesundheit und Psyche wird immer deutlicher. Nicht umsonst wird der Darm auch als Bauchgehirn bezeichnet.
– mhplus Krankenkasse, Ratgeber Darm und Immunsystem
Was für die Darm-Hirn-Achse gilt, gilt ebenso für die Darm-Haut-Achse. Zum Schutz Ihres Hautmikrobioms sollten Sie daher zweigleisig fahren: von außen durch milde, pH-neutrale Pflege, die die Hautbarriere nicht angreift, und von innen durch alle Maßnahmen zur Förderung der Darmgesundheit, die in diesem Artikel beschrieben wurden. Eine ballaststoffreiche Ernährung, Probiotika, der Abbau von Stress und die Sanierung stiller Entzündungsherde sind die wirksamsten “Hautpflegeprodukte”, die es gibt.
Häufig gestellte Fragen zur Nährstoff-Synergie für das Immunsystem
Warum ist Vitamin D ohne K2 problematisch?
Vitamin D erhöht die Calciumaufnahme im Darm. Ohne ausreichend Vitamin K2, das als Regulator dient, kann dieses Calcium jedoch fälschlicherweise in den Arterienwänden und nicht in den Knochen abgelagert werden. Dies kann langfristig das Risiko für Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
Welches Verhältnis von D3 zu K2 ist optimal?
Als Faustregel gilt in der orthomolekularen Medizin ein Verhältnis, bei dem pro 1.000 IE (Internationale Einheiten) Vitamin D3 etwa 45-50 Mikrogramm Vitamin K2 in der hoch bioverfügbaren Form MK-7 (All-trans) eingenommen werden. Bei einer typischen Dosis von 5.000 IE D3 wären das also rund 200 µg K2.
Wann sollte man Eisen mit Vitamin C kombinieren?
Immer dann, wenn Sie pflanzliche Eisenquellen zu sich nehmen. Die Kombination sollte idealerweise in derselben Mahlzeit erfolgen, um die Eisenaufnahme direkt zu steigern. Beispiele sind ein Glas Orangensaft zum Vollkornbrot mit Linsenaufstrich, rote Paprikastreifen zum Hirse-Salat oder ein Spritzer Zitrone über dem Spinat.