Published on March 11, 2024

Zusammenfassend:

  • Eine geschädigte Hautbarriere ist oft die Folge von Überpflege mit zu vielen aggressiven Wirkstoffen, nicht von mangelnder Pflege.
  • Die Heilung erfordert ein striktes 6-Wochen-Protokoll, das mit einer Phase der kompletten Wirkstoff-Karenz beginnt.
  • Der Schlüssel zur langfristigen Stabilität liegt in der gezielten Zufuhr von barriereidentischen Lipiden wie Ceramiden und dem Schutz des Hautmikrobioms.
  • Die Wiedereinführung von Wirkstoffen wie Retinol muss langsam und strategisch erfolgen, um einen Rückfall zu vermeiden.

Fühlt es sich so an, als hätte Ihre Haut über Nacht beschlossen, gegen alles zu rebellieren? Die Feuchtigkeitscreme, die Sie seit Jahren lieben, brennt plötzlich. Selbst Wasser scheint Spannungsgefühle auszulösen. Sie sind nicht allein. Viele Menschen in Deutschland, die gewissenhaft eine Pflegeroutine befolgen, erleben paradoxerweise genau das: einen Zustand, den ich als den Barriere-Kollaps bezeichne. Die üblichen Ratschläge – „sanfter reinigen“ oder „mehr Feuchtigkeit“ – greifen oft zu kurz, weil sie das eigentliche Problem ignorieren. Das Problem ist nicht mangelnde Pflege, sondern eine fehlgeleitete, zu aggressive Pflegestrategie, die die natürlichen Schutzmechanismen der Haut demontiert hat.

Die Versuchung ist groß, mit noch mehr Produkten gegenzusteuern, doch das ist wie Öl ins Feuer zu gießen. Die wahre Lösung liegt nicht in einem weiteren „Wunderprodukt“, sondern im radikalen Gegenteil: einem strategischen Rückzug. Es geht darum, die Haut nicht als Feind zu betrachten, den es zu bezwingen gilt, sondern als ein verletztes System, das Zeit und die richtigen Bausteine zur Selbstheilung benötigt. Der Schlüssel ist ein präzises Regenerationsprotokoll, das auf dermatologischen Prinzipien beruht – eine strukturierte Kur, die Ihre Haut aus dem Krisenmodus befreit und ihre ursprüngliche Widerstandsfähigkeit wiederherstellt.

Dieser Leitfaden ersetzt vage Ratschläge durch einen konkreten 6-Wochen-Plan. Wir werden die Ursachen des Zusammenbruchs analysieren, ein 3-Phasen-Reparaturprogramm durchlaufen, die entscheidenden Wirkstoffe identifizieren und lernen, wie wir die neu gewonnene Stabilität langfristig sichern. Betrachten Sie dies als den Reset-Knopf für Ihre Haut.

Um Ihnen eine klare Orientierung auf diesem Weg zu geben, finden Sie hier eine Übersicht der Themen, die wir behandeln werden. Jede Sektion ist ein wichtiger Schritt zur Wiederherstellung und zum Erhalt einer gesunden, widerstandsfähigen Haut.

Warum Ihre Haut plötzlich auf alles reagiert: der Barriere-Kollaps erklärt?

Stellen Sie sich Ihre Hautbarriere wie eine Ziegelsteinmauer vor. Die Hautzellen (Korneozyten) sind die Ziegel, und eine komplexe Mischung aus Lipiden – hauptsächlich Ceramide, Cholesterin und freie Fettsäuren – ist der Mörtel, der alles zusammenhält. Diese Struktur, der sogenannte Säureschutzmantel, hat zwei Hauptaufgaben: Feuchtigkeit drinnen und schädliche Einflüsse draußen zu halten. Bei einem Barriere-Kollaps ist dieser Mörtel brüchig geworden. Es entstehen Lücken, durch die wertvolle Feuchtigkeit entweicht (transepidermaler Wasserverlust, TEWL) und Reizstoffe wie Bakterien, Allergene und Schadstoffe ungehindert eindringen können.

Die Folge: Die Nervenenden in der Haut liegen quasi frei und reagieren überempfindlich. Die Haut wird reaktiv, rot, trocken und spannt. Doch was führt zu diesem Zusammenbruch? Meist ist es eine Kombination aus internen und externen Faktoren. Stress und Schlafmangel können die Lipidproduktion drosseln. Aber der häufigste Schuldige in meiner Praxis ist die Überpflege: zu häufige Peelings, aggressive Reiniger und der unüberlegte Einsatz hochkonzentrierter Wirkstoffe. Hinzu kommen Umweltfaktoren, die wir oft unterschätzen. So zeigt eine Analyse, dass Berlin mit bis zu 23,9 °dH zu den deutschen Großstädten mit der höchsten Wasserhärte gehört, was die Haut zusätzlich austrocknen und reizen kann.

Ist die Barriere einmal geschwächt, verliert die Haut ihre essenziellen Bausteine. Wie Experten bestätigen, führt der Verlust von Ceramiden und Fettsäuren dazu, dass die Haut anfälliger für alle Arten von äußeren Aggressoren wird. Dies startet einen Teufelskreis aus Trockenheit, Entzündung und weiterer Zerstörung der Barriere. Ihre Haut reagiert also nicht über, sondern sie signalisiert mit aller Macht, dass ihr Schutzschild durchbrochen wurde.

Wie Sie Ihre Hautbarriere mit der 3-Phasen-Methode in 6 Wochen reparieren?

Die Reparatur einer geschädigten Hautbarriere ist kein Sprint, sondern ein Marathon, der strategisch angegangen werden muss. Vergessen Sie den Gedanken, das Problem mit einem einzigen Produkt zu lösen. Stattdessen folgen wir einem strukturierten 3-Phasen-Protokoll, das der Haut gezielt Zeit und die richtigen Bedingungen zur Regeneration gibt. Diese Methode diszipliniert die Pflegeroutine und verhindert die typischen Fehler, die den Heilungsprozess sabotieren.

Die visuelle Darstellung der drei Phasen hilft zu verstehen, wie wir die Intensität der Pflege schrittweise anpassen, um die Haut nicht zu überfordern, sondern sie bei ihrer natürlichen Heilung zu unterstützen.

Dreistufige Darstellung der Hautregeneration über 6 Wochen

Jede Phase hat ein klares Ziel und eine definierte Dauer, um den Fortschritt messbar zu machen und die Routine sicher zu gestalten. Hier ist der konkrete Plan:

  1. Phase 1 (Woche 1-2): Die Wirkstoff-Karenz. Dies ist die wichtigste und radikalste Phase. Stellen Sie für zwei Wochen *alle* aktiven Produkte zur Seite. Das bedeutet: keine Peelings (AHA, BHA, Enzyme), kein Retinol, kein Vitamin C und keine anderen potenziell reizenden Wirkstoffe. Ihre Routine besteht nur aus drei Schritten: einem milden, pH-neutralen Reiniger, einer beruhigenden, barriereaufbauenden Feuchtigkeitscreme (mehr dazu in der nächsten Sektion) und morgens einem mineralischen Sonnenschutz. Ziel ist es, die Entzündungen zu beruhigen und der Haut eine Atempause zu gönnen.
  2. Phase 2 (Woche 3-4): Die sanfte Konsolidierung. Wenn sich die Haut nach zwei Wochen spürbar beruhigt hat (weniger Rötungen, kein Spannungsgefühl), können Sie die Routine stabilisieren. Bleiben Sie bei der minimalistischen Pflege, konzentrieren Sie sich aber darauf, die Barriere mit den richtigen Inhaltsstoffen aktiv wieder aufzubauen. Dies ist die Phase, in der die Haut den “Mörtel” neu bildet. Geduld ist hier entscheidend.
  3. Phase 3 (Woche 5-6): Die kontrollierte Wiedereingliederung. Fühlt sich Ihre Haut stabil und gesund an, können Sie beginnen, Wirkstoffe wieder einzuführen – aber langsam! Beginnen Sie mit einem sanften Peeling (z. B. PHA oder Mandelsäure) nicht täglich, sondern nur ein- bis zweimal pro Woche. Beobachten Sie die Reaktion Ihrer Haut genau. Das Ziel ist es, die Haut zu trainieren und ihre Toleranzschwelle schrittweise zu erhöhen, anstatt sie direkt wieder zu überfordern.

Welche 5 Inhaltsstoffe reparieren Ihre Hautbarriere nachweislich?

Während der Wirkstoff-Karenz in Phase 1 und dem gezielten Aufbau in Phase 2 ist die Wahl der richtigen Inhaltsstoffe absolut entscheidend. Wir suchen nicht nach aggressiven “Problemlösern”, sondern nach den exakten Bausteinen des Lipidmörtels und Substanzen, die die hauteigene Reparatur anregen. Ihre Feuchtigkeitscreme sollte in dieser Zeit zu einem gezielten Reparatur-Balsam werden. Konzentrieren Sie sich auf Produkte, deren Inhaltsstofflisten kurz und präzise sind und die folgenden Schlüsselkomponenten enthalten.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Wirkstoffe, ihre Funktion und die Konzentrationen, die sich in der dermatologischen Praxis als wirksam und zugleich verträglich erwiesen haben. Diese Daten basieren auf anerkannten dermatologischen Erkenntnissen.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe zur Barriere-Reparatur
Inhaltsstoff Wirkung Optimale Konzentration
Ceramide Stärken die natürliche Hautschutzbarriere und füllen den Lipidmörtel auf. Kombination aus NP, AP, EOP
Niacinamid (Vitamin B3) Regt die hauteigene Ceramid-Produktion an, wirkt entzündungshemmend und reduziert Rötungen. 5% für optimale Verträglichkeit
Dexpanthenol (Provitamin B5) Fördert die Zellneubildung, beruhigt die Haut und verbessert ihre Elastizität. 5-10%
Urea (Harnstoff) Bindet intensiv Feuchtigkeit in der Haut und lindert Spannungsgefühle. 5-10% je nach Hauttyp
Ectoin Schützt die Zellen vor Umweltstress (z. B. UV-Strahlung, Trockenheit) und stabilisiert die Barriere. 0.5-2%

Insbesondere Ceramide sind fundamental. Sie machen etwa 50% des Lipidmörtels aus. Fehlen sie, ist die Barriere zwangsläufig undicht. Die gezielte Zufuhr von außen kann diesen Mangel direkt kompensieren. Schon nach der ersten Anwendung kann sich eine deutliche Verbesserung zeigen, wie Anwendererfahrungen mit ceramidhaltigen Produkten bestätigen. Suchen Sie nach Formulierungen, die eine Mischung verschiedener Ceramid-Typen (z.B. Ceramide NP, AP, EOP) enthalten, um die natürliche Zusammensetzung der Haut bestmöglich nachzubilden.

Die 7 täglichen Gewohnheiten, die Ihre Barriere-Reparatur sabotieren

Selbst das beste Regenerationsprotokoll ist zum Scheitern verurteilt, wenn unbewusste Alltagsgewohnheiten die Reparaturprozesse täglich untergraben. Oft sind es kleine, scheinbar harmlose Handlungen, die den Teufelskreis aus Reizung und Trockenheit aufrechterhalten. Als Ihr dermatologischer Begleiter ist es meine Pflicht, Sie auf diese häufigen Fehler aufmerksam zu machen. Betrachten Sie diese Liste als eine Art Sabotage-Check, um sicherzustellen, dass Sie Ihrer Haut nicht unbewusst schaden.

Hier sind die sieben häufigsten Gewohnheiten, die Sie während der 6-wöchigen Reparaturphase – und darüber hinaus – unbedingt vermeiden sollten:

  • Zu heißes Wasser: Heißes Wasser beim Duschen oder bei der Gesichtsreinigung fühlt sich vielleicht gut an, löst aber wertvolle Lipide aus Ihrer Hautbarriere und führt zu massivem Feuchtigkeitsverlust. Verwenden Sie ausschließlich lauwarmes Wasser.
  • Mechanische Reizung: Tägliches Peeling, sei es mit aggressiven Bürsten, grobkörnigen Scrubs oder sogar dem Reiben mit dem Handtuch, verursacht Mikroverletzungen und schwächt die Barriere. Tupfen Sie Ihr Gesicht nach der Reinigung sanft trocken.
  • Produkte mit hohem Alkohol- oder Duftstoffanteil: Flüchtige Alkohole (Alcohol denat.) und viele Duftstoffe sind bekannte Reizstoffe, die eine bereits geschwächte Hautbarriere zusätzlich belasten.
  • Zu häufiges Waschen: Die Reinigung ist der aggressivste Schritt in jeder Routine. Eine Reinigung am Abend ist meist ausreichend. Morgens genügt oft klares Wasser, um den Säureschutzmantel nicht unnötig zu stören.
  • Verzicht auf täglichen Sonnenschutz: UV-Strahlung ist einer der größten Feinde der Hautbarriere. Sie erzeugt freie Radikale, die Entzündungen fördern. Täglicher, konsequenter Sonnenschutz (LSF 30-50) ist nicht verhandelbar.
  • Ständiger Produktwechsel: Das sogenannte “Skincare-Hopping” überfordert die Haut. Geben Sie Ihrer minimalistischen Routine Zeit zu wirken und widerstehen Sie der Versuchung, ständig neue Produkte auszuprobieren.
  • Vernachlässigung der Ernährung: Ein hoher Zuckerkonsum kann die Hautalterung durch einen Prozess namens Glykation beschleunigen. Dabei verbinden sich Zuckermoleküle mit Kollagenfasern, was zu Elastizitätsverlust und Entzündungen führt. Eine Ernährung reich an Omega-Fettsäuren (in Fisch, Leinsamen) und Antioxidantien (in Beeren, Gemüse) unterstützt die Reparatur von innen.

Wann können Sie nach Barriere-Reparatur wieder Retinol und Säuren nutzen?

Nach sechs Wochen disziplinierter Regeneration ist die Erleichterung groß: Die Haut spannt nicht mehr, Rötungen sind abgeklungen und sie fühlt sich wieder geschmeidig an. Nun stellt sich die entscheidende Frage, die viele meiner Patientinnen und Patienten beschäftigt: Wann darf ich wieder zu meinen geliebten Wirkstoffen wie Retinol, Vitamin C oder Glykolsäure greifen? Die Antwort lautet: langsam und strategisch. Betrachten Sie diesen Schritt nicht als Rückkehr zur alten Routine, sondern als ein gezieltes Resilienz-Training für Ihre Haut.

Die größte Gefahr ist ein sofortiger Rückfall in alte Muster. Die neu aufgebaute Barriere ist noch nicht so robust wie eine von Natur aus starke Haut. Eine zu schnelle oder zu hoch dosierte Wiedereinführung von potenten Wirkstoffen kann die gesamte Arbeit der letzten Wochen zunichtemachen. Der Prozess der Wiedereingliederung sollte die Sanftheit und Geduld der Reparaturphase widerspiegeln.

Visuelle Darstellung des Wiedereingliederungsprozesses von Wirkstoffen

Der Schlüssel liegt darin, die Toleranz Ihrer Haut schrittweise zu testen und aufzubauen. Beginnen Sie mit einem einzigen Wirkstoff. Wenn Sie beispielsweise Retinol wieder einführen möchten, starten Sie mit einer niedrigen Konzentration (z.B. 0,1% oder 0,3%) und wenden Sie es nur ein- bis zweimal pro Woche an. Beobachten Sie die Reaktion Ihrer Haut für mindestens zwei Wochen. Treten keine Reizungen auf, können Sie die Anwendung langsam auf drei Abende pro Woche steigern. Führen Sie niemals mehrere neue Wirkstoffe gleichzeitig ein. So behalten Sie die Kontrolle und können sofort reagieren, falls Ihre Haut Anzeichen von Stress zeigt.

Wie Sie Ihr Hautmikrobiom mit Prä- und Probiotika in 8 Wochen aufbauen?

Eine gesunde Hautbarriere und ein ausgewogenes Hautmikrobiom sind untrennbar miteinander verbunden. Das Mikrobiom, die Gemeinschaft von Billionen nützlicher Mikroorganismen auf unserer Haut, ist ein lebendiger Teil des Schutzschilds. Es hilft, den sauren pH-Wert aufrechtzuerhalten und schädliche Keime abzuwehren. Eine aggressive Pflege schädigt nicht nur die Lipidbarriere, sondern zerstört auch dieses empfindliche Ökosystem. Der Wiederaufbau des Mikrobioms ist daher ein entscheidender Schritt für langfristige Hautgesundheit.

Der Aufbau erfolgt sowohl von innen über die Ernährung als auch von außen durch die Hautpflege. Wir können dieses Ökosystem gezielt mit Prä-, Pro- und Postbiotika füttern. Präbiotika sind die “Nahrung” für gute Bakterien, Probiotika sind die lebenden Bakterien selbst und Postbiotika sind deren nützliche Stoffwechselprodukte. Ein 8-Wochen-Protokoll kann helfen, die Mikrobiom-Architektur systematisch wiederherzustellen:

  1. Woche 1-2: pH-Wert stabilisieren. Die Basis für ein gesundes Mikrobiom ist der richtige pH-Wert (ca. 4,7-5,5). Verwenden Sie ausschließlich eine milde, pH-neutrale Reinigungsmilch.
  2. Woche 3-4: Präbiotika von innen integrieren. Bauen Sie präbiotische Lebensmittel in Ihren Speiseplan ein. Dazu gehören in Deutschland heimische Gemüsesorten wie Schwarzwurzel, Pastinake, Chicorée und Topinambur.
  3. Woche 5-6: Probiotika von innen hinzufügen. Fermentierte Lebensmittel liefern lebende Bakterienkulturen. Integrieren Sie traditionelle deutsche Produkte wie frisches Sauerkraut, Kefir oder Buttermilch in Ihre Ernährung.
  4. Woche 7-8: Postbiotika von außen anwenden. Suchen Sie nach Seren oder Cremes, die postbiotische Inhaltsstoffe wie probiotische Lysate (z.B. Lactobacillus Ferment Lysate) enthalten. Diese beruhigen die Haut und unterstützen das Gleichgewicht.

Auch spezifische Nährstoffe können eine Rolle spielen. So legen Studien nahe, dass der Wirkstoff Indol-3-Carbinol, ein sekundärer Pflanzenstoff, der unter anderem in Brokkoli steckt, die Hautbarriere fördert. Dies unterstreicht die enge Verbindung zwischen Darmgesundheit und Hautgesundheit.

Wie Sie die 7 Zeichen gesunder Haut selbst erkennen und überwachen?

Nach Wochen der sorgfältigen Pflege ist es wichtig, den Erfolg objektiv beurteilen zu können. Eine gesunde, intakte Hautbarriere äußert sich durch klare, erkennbare Merkmale. Diese zu kennen, hilft Ihnen nicht nur, Ihren aktuellen Zustand zu bewerten, sondern auch, zukünftige Probleme frühzeitig zu erkennen, bevor sie eskalieren. Betrachten Sie sich als den Manager Ihrer Hautgesundheit. Diese sieben Zeichen sind Ihre wichtigsten Leistungsindikatoren (KPIs).

Die gute Nachricht ist, dass sich bei konsequenter Pflege oft schnell erste Erfolge einstellen. Laut dermatologischen Erfahrungswerten kann die Hautbarriere in 2 bis 4 Wochen vollständig repariert sein. Nutzen Sie die folgende Anleitung, um den Zustand Ihrer Haut regelmäßig zu überprüfen.

Ihr Audit-Plan: Die 7 Zeichen gesunder Haut überprüfen

  1. Punkte definieren: Führen Sie die Tests an mehreren Stellen im Gesicht durch (Stirn, Wange, Kinn), um ein Gesamtbild zu erhalten.
  2. Daten sammeln (Tests durchführen): Führen Sie den Kneif-Test (Haut an der Wange sanft zusammendrücken; sie sollte sofort zurückspringen) zur Prüfung der Hydration und den Klebeband-Test (ein Stück transparentes Klebeband auf die Stirn drücken und abziehen; idealerweise sind kaum Hautschüppchen sichtbar) durch.
  3. Abgleich mit dem Soll-Zustand: Prüfen Sie auf Spannungsgefühle nach der Reinigung und auf einen gleichmäßigen Hautton ohne anhaltende Rötungen. Das sind klare Indikatoren für eine beruhigte Haut.
  4. Sensorische Eindrücke bewerten: Achten Sie auf einen natürlichen Glow (kein fettiger Glanz) und eine geschmeidige Textur ohne raue Stellen. Beobachten Sie, ob Ihre Haut auf normale, sanfte Pflegeprodukte keine negativen Reaktionen mehr zeigt.
  5. Fortschritt dokumentieren: Halten Sie die Ergebnisse wöchentlich fest. Dies hilft Ihnen, den Erfolg Ihres Regenerationsprotokolls zu verfolgen und Ihre Routine bei Bedarf anzupassen.

Das regelmäßige Überwachen dieser Zeichen gibt Ihnen die Sicherheit, dass Ihre Pflegestrategie funktioniert und befähigt Sie, die Kontrolle über Ihre Hautgesundheit langfristig zu behalten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kollaps der Hautbarriere ist meist die Folge einer zu aggressiven Pflegeroutine, nicht mangelnder Pflege.
  • Ein strukturiertes 3-Phasen-Protokoll (Karenz, Konsolidierung, Wiedereingliederung) ist der Schlüssel zur erfolgreichen Regeneration.
  • Langfristige Stabilität hängt vom Schutz und Aufbau des Hautmikrobioms durch Ernährung und gezielte Pflege ab.

Wie Sie Ihr Hautmikrobiom schützen und Hautprobleme dauerhaft verhindern

Nachdem Ihre Hautbarriere repariert und Ihr Mikrobiom wieder im Gleichgewicht ist, beginnt die wichtigste Phase: die Erhaltung. Das Ziel ist es, nie wieder in den Zustand des Barriere-Kollapses zurückzufallen. Dies erfordert ein Umdenken – weg von aggressiver Problemlösung, hin zu einer schützenden und nährenden Pflegphilosophie. Die Experten von REFLECTIVES fassen die Rolle des Mikrobioms treffend zusammen:

Das Hautmikrobiom bezeichnet die Gesamtheit aller Mikroorganismen auf unserer Haut. Als wichtiger Teil des Säureschutzmantels schützt ein intaktes Mikrobiom die Haut vor schädlicher Keimbesiedlung und stabilisiert den pH-Wert der Haut.

– REFLECTIVES Hautpflege-Experten, Hautbarriere: aufbauen, stärken & reparieren

Um dieses Ökosystem zu schützen, müssen Sie lernen, Inhaltsstofflisten wie ein Profi zu lesen. Nicht alle Konservierungsstoffe, die für die Produkthaltbarkeit notwendig sind, sind auch Freunde Ihres Mikrobioms. Einige können die nützlichen Bakterien abtöten und das Gleichgewicht stören. Die folgende Tabelle, basierend auf Empfehlungen von Hautpflegeexperten, hilft Ihnen bei der Auswahl mikrobiom-freundlicher Produkte.

Mikrobiom-freundliche vs. schädliche Konservierungsstoffe
Mikrobiom-freundlich Potenziell schädlich
Phenoxyethanol (niedrig dosiert) Parabene in hoher Konzentration
Sodium Benzoate Methylisothiazolinone
Potassium Sorbate Starke Alkohole
Caprylyl Glycol Triclosan

Der Schutz Ihrer Hautbarriere ist eine tägliche, bewusste Entscheidung. Vermeiden Sie extreme Temperaturen, reduzieren Sie Stress und seien Sie äußerst selektiv bei der Einführung neuer, starker Wirkstoffe. Hören Sie auf die Signale Ihrer Haut. Ein leichtes Spannungsgefühl ist kein Grund zur Panik, aber ein klares Zeichen, einen Schritt zurückzutreten und die Routine wieder zu vereinfachen. So wird aus der einmaligen Reparatur eine dauerhafte Partnerschaft mit Ihrer Haut.

Beginnen Sie noch heute damit, Ihre Pflegeroutine nicht als Kampf, sondern als Dialog mit Ihrer Haut zu sehen. Treffen Sie informierte Entscheidungen und geben Sie Ihrer Haut die Unterstützung, die sie benötigt, um ihre natürliche Stärke und Schönheit zu entfalten.

Häufige Fragen zur Reparatur der Hautbarriere

Woran erkenne ich, dass meine Hautbarriere bereit ist für Wirkstoffe?

Wenn Sie nach der Reinigung kein Spannungsgefühl mehr verspüren, Ihr Hautton gleichmäßig ist und die Haut einen gesunden, natürlichen Glow ohne übermäßigen Glanz zeigt, sind das sehr positive Zeichen. Sie sollte auf Ihre Basis-Pflegeprodukte keinerlei Reizung mehr zeigen.

Mit welchen Säuren sollte ich nach der Reparatur beginnen?

Starten Sie unbedingt mit den sanftesten Optionen. Polyhydroxysäuren (PHA) wie Gluconolacton oder Mandelsäure sind ideal, da ihre Moleküle größer sind und langsamer in die Haut eindringen. Erst wenn Ihre Haut diese gut toleriert, können Sie über einen schrittweisen Übergang zu Glykol- oder Salicylsäure nachdenken.

Was ist die Sandwich-Methode bei Retinoiden?

Die Sandwich-Methode ist eine exzellente Technik, um die Reizung durch Retinoide bei der Wiedereinführung zu minimieren. Sie tragen dabei drei Schichten auf: Zuerst eine dünne Schicht Ihrer barrierefreundlichen Feuchtigkeitscreme, dann das Retinoid-Produkt und zum Abschluss noch einmal eine Schicht der Feuchtigkeitscreme. So wird der Wirkstoff gepuffert und milder an die Haut abgegeben.

Written by Dr. Katharina Schmidt, Dr. Katharina Schmidt ist Fachärztin für Dermatologie mit Zusatzqualifikation in ästhetischer Dermatologie und seit 12 Jahren in eigener Praxis in München tätig. Sie hat an der Ludwig-Maximilians-Universität München Medizin studiert und sich auf evidenzbasierte Hautpflege, funktionelle Dermatologie und die Entmystifizierung von Kosmetik-Marketing spezialisiert.