Published on May 17, 2024

Starre Makro-Vorgaben wie die 30-40-30-Regel sind für einen Großteil der Deutschen ungeeignet, oft aufgrund einer unbemerkten Insulinresistenz.

  • Dieser Artikel zeigt, dass offizielle Ernährungsempfehlungen nicht für jeden gelten und erklärt die wissenschaftlichen Gründe dafür.
  • Der Schlüssel zu Ihrer idealen Ernährung liegt in einem 14-tägigen Selbsttest zur Bestimmung Ihrer persönlichen Kohlenhydrat-Toleranz.

Empfehlung: Werden Sie zum Stoffwechsel-Detektiv und lernen Sie, die Signale Ihres Körpers zu deuten, anstatt blind Kalorien oder Makros zu zählen.

Sie haben alles versucht: Kalorien gezählt, sich penibel an die 30-40-30-Regel (30 % Protein, 40 % Kohlenhydrate, 30 % Fett) gehalten und vielleicht sogar eine teure Ernährungs-App genutzt. Trotzdem fühlen Sie sich nach dem Mittagessen müde, kämpfen mit Heißhunger am Nachmittag und die Waage bewegt sich kaum. Diese Frustration ist weit verbreitet und der Grund dafür ist oft nicht mangelnde Disziplin, sondern die Methode selbst. Die gängigen Empfehlungen, oft von allgemeinen Gesundheitsportalen oder Fitness-Influencern propagiert, versprechen eine einfache Lösung für alle.

Aber was, wenn das Problem nicht Ihre Willenskraft ist, sondern die Formel selbst? Was, wenn diese „One-Size-Fits-All“-Ansätze die wichtigste Variable ignorieren: Ihre persönliche Bio-Individualität, insbesondere Ihre einzigartige Reaktion auf Kohlenhydrate? Jeder Mensch verstoffwechselt Nährstoffe anders. Faktoren wie Genetik, Stresslevel, Schlafqualität und vor allem die Insulinsensitivität spielen eine entscheidende Rolle, die kein Online-Rechner erfassen kann. Es ist an der Zeit, die generischen Prozentzahlen hinter sich zu lassen und einen individuelleren Weg zu beschreiten.

In diesem Artikel werden wir die starren Regeln entlarven und Ihnen einen neuen Ansatz vorstellen. Sie lernen nicht nur, warum die offiziellen Empfehlungen für einen erheblichen Teil der Bevölkerung ungeeignet sind, sondern erhalten eine konkrete Anleitung, wie Sie in 14 Tagen zu Ihrem eigenen Stoffwechsel-Detektiv werden. Statt blind zu zählen, lernen Sie, die Signale Ihres Körpers zu verstehen und Ihre Ernährung so anzupassen, dass sie Ihnen Energie gibt, anstatt sie Ihnen zu rauben. Entdecken Sie, wie Sie Ihre persönliche Makronährstoff-Balance finden – ganz ohne starre Regeln.

Dieser Leitfaden ist so aufgebaut, dass er Sie Schritt für Schritt von der Theorie zur Praxis führt. Wir beginnen mit dem „Warum“ hinter dem Scheitern der Standard-Diäten und gehen dann zu konkreten, umsetzbaren Anleitungen über, mit denen Sie sofort starten können.

Warum die offizielle Makronährstoff-Empfehlung bei Ihnen nicht funktioniert?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine Makronährstoffverteilung, bei der über 50 % der täglichen Kalorien aus Kohlenhydraten stammen. Diese Empfehlung basiert auf der Annahme eines gesunden, aktiven Stoffwechsels. Doch die Realität in Deutschland sieht anders aus. Das zentrale Problem, das diese generische Empfehlung für viele Menschen unwirksam oder sogar kontraproduktiv macht, ist die weit verbreitete und oft unbemerkte Insulinresistenz. Wenn die Zellen nicht mehr sensibel auf das Hormon Insulin reagieren, kann der Zucker aus Kohlenhydraten nicht effizient in die Zellen zur Energiegewinnung transportiert werden. Er verbleibt im Blut, führt zu Blutzuckerschwankungen und wird letztendlich als Fett gespeichert.

Die Zahlen sind alarmierend. Laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft zeigen aktuelle Daten, dass bereits 20 von 100 Erwachsenen in Deutschland einen Prädiabetes haben – eine Vorstufe des Typ-2-Diabetes, die durch Insulinresistenz gekennzeichnet ist. Für diese 20 % der Bevölkerung ist eine kohlenhydratreiche Ernährung, wie sie offiziell empfohlen wird, schlichtweg die falsche Strategie. Sie befeuert den Teufelskreis aus hohem Blutzucker, hoher Insulinausschüttung und Fetteinlagerung.

Darüber hinaus ignoriert eine starre Prozentregel Ihre einzigartige metabolische Flexibilität – die Fähigkeit Ihres Körpers, effizient zwischen Fett- und Kohlenhydratverbrennung zu wechseln. Auch Ihre genetische Veranlagung und alltägliche Lebensstilfaktoren wie Stress, Schlaf und Geschlecht beeinflussen Ihren individuellen Nährstoffbedarf maßgeblich. Eine pauschale Empfehlung kann dieser Komplexität niemals gerecht werden. Der erste Schritt zur Besserung ist daher die Erkenntnis: Nicht Sie sind das Problem, sondern die Regel.

Warum die offiziellen Ernährungsempfehlungen für 40% der Menschen falsch sind?

Die Diskrepanz zwischen offiziellen Ernährungsempfehlungen und der metabolischen Realität eines großen Teils der Bevölkerung ist gravierend. Wenn wir Prädiabetes und den manifesten Typ-2-Diabetes zusammenzählen, sprechen wir von einer enormen Gruppe von Menschen, deren Stoffwechsel nicht mehr optimal funktioniert. In Deutschland leben laut DDG etwa 8,7 Millionen Menschen mit Diabetes, davon rund 95 Prozent mit einem Typ-2-Diabetes. Dessen Kernursache ist fast immer eine fortschreitende Insulinresistenz, bei der die Körperzellen schlecht auf das körpereigene Hormon Insulin ansprechen.

Rechnet man die 20 % der Erwachsenen mit Prädiabetes hinzu, ergibt sich ein Bild, in dem potenziell bis zu 40 % der Bevölkerung mehr oder weniger stark von einer gestörten Glukoseverwertung betroffen sind. Für diese große Gruppe ist eine Ernährung, die zu 50-60 % auf Kohlenhydraten basiert, wie ein ständiges Hinzufügen von Öl ins Feuer. Der Körper ist überfordert mit der ankommenden Zuckermenge, was zu chronisch erhöhten Insulinspiegeln, Müdigkeit nach dem Essen, Heißhunger und einer verstärkten Neigung zur Fetteinlagerung, insbesondere im Bauchbereich, führt.

Das Problem ist, dass diese Empfehlungen für einen “idealen” Stoffwechsel konzipiert wurden, den viele Menschen schlicht nicht mehr haben. Die Annahme, jeder könne große Mengen an Kohlenhydraten problemlos verarbeiten, ignoriert die Auswirkungen des modernen Lebensstils: Bewegungsmangel, chronischer Stress und der ständige Konsum verarbeiteter Lebensmittel haben die metabolische Gesundheit untergraben. Anstatt also stur einer Regel zu folgen, die für einen anderen Stoffwechseltyp gedacht ist, müssen wir lernen, unsere Ernährung an unsere aktuelle, reale Stoffwechselsituation anzupassen.

Wie Sie in 14 Tagen Ihre optimale Kohlenhydrat-Toleranz selbst testen?

Der effektivste Weg, Ihre ideale Makro-Balance zu finden, führt nicht über einen Rechner, sondern über einen gezielten Selbstversuch. Das Ziel ist es, Ihr persönlicher Stoffwechsel-Detektiv zu werden und Ihre individuelle Kohlenhydrat-Toleranz zu ermitteln. Dieser 14-Tage-Test hilft Ihnen, zu spüren, welche Menge und Art von Kohlenhydraten Ihnen Energie gibt und welche Sie müde und hungrig macht. Das Protokoll ist einfach, erfordert aber Achtsamkeit.

Beginnen Sie mit einer Basisphase von 3-4 Tagen, in der Sie Kohlenhydrate stark reduzieren und sich auf Proteine, gesundes Fett und viel Gemüse konzentrieren. Dies “resettet” Ihr System. Führen Sie danach schrittweise definierte Mengen an einzelnen Kohlenhydratquellen wieder ein und beobachten Sie präzise Ihre Reaktion. Notieren Sie 2-3 Stunden nach der Mahlzeit Ihr Energielevel, Ihre Konzentration, Ihr Sättigungsgefühl und eventuelles Heißhungergefühl in einem einfachen Tagebuch.

Tagesablauf mit verschiedenen Testphasen für Kohlenhydrat-Toleranz visualisiert durch Mahlzeiten auf einem Holztisch.

Testen Sie gezielt verschiedene Quellen zu unterschiedlichen Tageszeiten. Zum Beispiel: 50g Kohlenhydrate aus Haferflocken zum Frühstück an Tag 5, 50g aus Kartoffeln zum Mittagessen an Tag 6 und 50g aus Vollkornbrot vor dem Sport an Tag 7. Sie werden schnell Muster erkennen. Vielleicht stellen Sie fest, dass Sie Kohlenhydrate morgens schlecht vertragen (Stichwort: Müdigkeit am Vormittag), aber nach dem Sport zur Regeneration perfekt sind. Denken Sie daran, dass die Dichte entscheidend ist: Ein Bissen Brötchen kann den gleichen Kohlenhydratgehalt haben wie eine riesige Portion Brokkoli – letztere hält Sie aber durch die Ballaststoffe viel länger satt und stabilisiert den Blutzucker.

Welche Kohlenhydratmenge passt zu Ihrer Insulinsensitivität und Bewegungslevel?

Nachdem Sie durch den Selbsttest ein besseres Gefühl für Ihre persönliche Kohlenhydrat-Toleranz entwickelt haben, können Sie Ihre Makroverteilung gezielter an Ihren Lebensstil anpassen. Die allgemeine Empfehlung für eine ausgewogene Ernährung liegt bei 50 bis 60 Prozent Kohlenhydraten, 15 bis 25 Prozent Eiweiß und 20 bis 30 Prozent Fett. Sehen Sie diese Zahlen als groben Ausgangspunkt für jemanden mit hoher Insulinsensitivität und regelmäßigem Training – nicht als in Stein gemeißeltes Gesetz.

Die zwei wichtigsten Stellschrauben sind Ihr Aktivitätslevel und Ihre (durch den Test ermittelte) Insulinsensitivität. Die Logik ist einfach: Muskeln sind die größten Kohlenhydratspeicher des Körpers. Je mehr Sie sich bewegen, desto mehr “Platz” haben Sie für Kohlenhydrate und desto besser kann Ihr Körper diese verwerten.

Eine gute Faustregel zur Anpassung ist die Orientierung an der Art und Intensität Ihrer Bewegung. Wie Experten betonen, gibt es keine allgemeingültigen Empfehlungen, da alles von individuellen Voraussetzungen und Zielen abhängt. Dennoch lassen sich Richtlinien ableiten:

  • Intensives Krafttraining (z.B. im Fitnessstudio): An Trainingstagen können Sie die Kohlenhydratzufuhr, insbesondere nach dem Training, erhöhen, um die Glykogenspeicher wieder aufzufüllen und die Regeneration zu unterstützen.
  • Moderater Ausdauersport (z.B. Radfahren, Joggen): Eine moderate Erhöhung der Kohlenhydrate rund um die Trainingseinheit ist sinnvoll, um die Leistung aufrechtzuerhalten.
  • Wenig Bewegung (Büroalltag): An Tagen ohne Sport sollten Sie die Kohlenhydratmenge reduzieren und den Fokus auf komplexe Quellen wie Gemüse und kleine Portionen Vollkornprodukte legen. Dies verhindert Blutzuckerspitzen und das “Nachmittagstief”.

Menschen mit geringer Insulinsensitivität profitieren generell von einer dauerhaft moderateren Kohlenhydratzufuhr, selbst an Trainingstagen. Hier geht es darum, den Körper nicht ständig mit mehr Glukose zu überfordern, als er verarbeiten kann.

Die 5 Körpersignale, dass Ihre Makro-Balance falsch ist

Ihr Körper sendet ständig Signale darüber, wie gut er mit der zugeführten “Treibstoffmischung” zurechtkommt. Anstatt sich auf Apps und Zahlen zu verlassen, lernen Sie, auf diese fünf untrüglichen Anzeichen zu achten, die Ihnen verraten, dass Ihre Makronährstoff-Balance nicht stimmt – insbesondere, dass der Kohlenhydratanteil zu hoch oder falsch getimt ist.

  1. Das “Nachmittagstief” oder Energie-Abstürze: Fühlen Sie sich ein bis zwei Stunden nach einer Mahlzeit plötzlich schlapp, unkonzentriert und gähnen unentwegt? Das ist ein klassisches Zeichen für einen zu schnellen Blutzuckeranstieg gefolgt von einem ebenso schnellen Abfall, meist verursacht durch zu viele schnelle Kohlenhydrate.
  2. “Brain Fog” und Konzentrationsschwäche: Wenn Ihr Gehirn sich anfühlt wie in Watte gepackt, Sie Wortfindungsstörungen haben oder sich einfach nicht fokussieren können, liegt das oft an instabilen Blutzuckerwerten. Das Gehirn ist auf eine konstante Energieversorgung angewiesen, die durch eine unausgewogene Makro-Balance gestört wird.
  3. Ständiger Hunger und Heißhungerattacken: Haben Sie kurz nach dem Essen schon wieder Hunger oder einen unbändigen Drang nach Süßem? Eine protein- und fettarme, aber kohlenhydratreiche Mahlzeit führt zu keiner langanhaltenden Sättigung. Der Körper verlangt schnell nach dem nächsten Energie-Kick.
  4. Unruhiger Schlaf und nächtliches Erwachen: Starke Blutzuckerschwankungen während des Tages können sich auch nachts auswirken. Ein nächtlicher Abfall des Blutzuckers (Hypoglykämie) kann den Körper stressen und zu unruhigem Schlaf oder plötzlichem Erwachen führen.
  5. Hartnäckiges Bauchfett: Wenn Fett sich vor allem in der Körpermitte ansammelt, ist das oft ein äußeres Zeichen für chronisch erhöhte Insulinspiegel. Der Körper befindet sich im permanenten “Speichermodus”, angetrieben durch eine zu hohe Kohlenhydratlast.

Diese Signale sind Ihr persönliches Feedback-System. Sie sind weitaus wertvoller als jede Kalorien-Tabelle, denn sie spiegeln Ihre individuelle, biochemische Realität wider. Nehmen Sie sie ernst und passen Sie Ihre nächste Mahlzeit entsprechend an – vielleicht mit mehr Protein, mehr gesunden Fetten und weniger, aber dafür komplexeren Kohlenhydraten.

Wie ändern Sie Ihre Makros bei Stress, Training oder Krankheit?

Ein weiterer Beweis für die Unzulänglichkeit starrer Makro-Regeln ist die Tatsache, dass unser Bedarf nicht statisch ist. Er verändert sich dynamisch mit unseren Lebensumständen. Stress, Krankheit, der weibliche Zyklus oder intensive Trainingsphasen erfordern eine flexible Anpassung Ihrer Makronährstoffe, um den Körper optimal zu unterstützen. Hier ist die Fähigkeit, zum Stoffwechsel-Detektiv zu werden, besonders wertvoll.

Eine zentrale Rolle bei der Anpassung spielt oft das Protein. Wie der bekannte Coach Sjard Roscher betont, ist die Proteinzufuhr entscheidend für den Körperumbau und die Sättigung.

Nach der Kalorienmenge spielt besonders die tägliche Proteinzufuhr die vermutlich größte Rolle für die eigene erfolgreiche Transformation. Wer nicht einfach nur dünn und Skinny Fat sein möchte, der muss auf eine erhöhte Proteinzufuhr setzen.

– Sjard Roscher, Quantum Leap Fitness – IIFYM Wissenschaftlich erklärt

In Phasen erhöhten Bedarfs, wie bei Krankheit oder nach intensivem Training, ist eine ausreichende Proteinversorgung für die Reparatur und das Immunsystem unerlässlich. Gleichzeitig kann der Bedarf an Kohlenhydraten und Fetten je nach Situation variieren.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick, wie Sie Ihre Makros in verschiedenen Lebenssituationen anpassen können. Betrachten Sie dies als Leitfaden, den Sie mit den Erkenntnissen aus Ihrem persönlichen Körperfeedback kombinieren.

Makro-Anpassungen nach Lebenssituation
Situation Kohlenhydrate Protein Fett
Hoher Arbeitsstress Leicht erhöhen (komplexe KH) Beibehalten Omega-3 erhöhen
Erkältung Reduzieren Erhöhen (leicht verdaulich) Moderat
Lutealphase (Frauen) Erhöhen Leicht erhöhen Beibehalten

Diese dynamische Anpassung ist der Kern einer wirklich personalisierten Ernährung. Sie reagieren auf die Bedürfnisse Ihres Körpers, anstatt ihn in ein starres Korsett zu zwängen. Dies fördert nicht nur Ihr Wohlbefinden, sondern auch eine langfristig gesunde Beziehung zum Essen.

Low-Carb, Intervallfasten oder Sport: was verbessert Ihren Stoffwechsel am schnellsten?

Wenn Sie Ihre Insulinsensitivität verbessern und Ihre metabolische Flexibilität steigern möchten, stehen Ihnen drei hochwirksame Strategien zur Verfügung: eine kohlenhydratreduzierte Ernährung (Low-Carb), Intervallfasten und gezieltes Training (insbesondere Kraft- oder HIIT-Training). Jede Methode hat einen unterschiedlichen Wirkmechanismus und eine andere Geschwindigkeit. Die Frage ist: Welche ist die beste für Sie, und wie lassen sie sich kombinieren?

Alle drei Ansätze zielen darauf ab, die Glykogenspeicher (die Zuckerdepots in Muskeln und Leber) zu leeren und den Körper so zu zwingen, auf Fett als primäre Energiequelle umzuschalten. Dies entlastet das Insulinsystem und verbessert die Zellreaktion auf das Hormon.

Vergleich der drei Stoffwechsel-Strategien
Methode Wirkmechanismus Geschwindigkeit Nachhaltigkeit
HIIT-Sport Leert Glykogenspeicher Sehr schnell Mittel
Low-Carb Reduziert Glukosezufuhr Schnell Hoch
16:8 Intervallfasten Verbessert Autophagie Mittel Sehr hoch

Anstatt sich für eine Methode zu entscheiden, liegt die größte Kraft in ihrer Synergie. Ein schrittweiser, kombinierter Ansatz kann die besten und nachhaltigsten Ergebnisse liefern, ohne den Körper zu überfordern. Indem Sie diese Strategien nacheinander einführen, geben Sie Ihrem Stoffwechsel Zeit, sich anzupassen, und bauen gesunde Gewohnheiten auf, die Sie langfristig beibehalten können.

Ihr 7-Wochen-Plan zur Stoffwechsel-Optimierung

  1. Woche 1-2: Kraftsport etablieren. Beginnen Sie mit 2-3 Krafttrainingseinheiten pro Woche, um Muskelmasse aufzubauen und die Insulinsensitivität der Zellen direkt zu verbessern.
  2. Woche 3-4: 16:8 Intervallfasten einführen. Schieben Sie Ihr Frühstück schrittweise nach hinten, bis Sie ein Essensfenster von 8 Stunden erreichen (z.B. 12-20 Uhr). Dies fördert die Zellreinigung (Autophagie).
  3. Woche 5-6: Kohlenhydrate moderat reduzieren. Wenden Sie die Erkenntnisse aus Ihrem Toleranztest an und reduzieren Sie schrittweise schnelle Kohlenhydrate, während Sie Protein und gesunde Fette erhöhen.
  4. Ab Woche 7: Feinabstimmung vornehmen. Beobachten Sie Ihre Körpersignale und passen Sie das Zusammenspiel von Training, Fastenfenster und Makroverteilung an Ihr individuelles Empfinden an.

Das Wichtigste in Kürze

  • Universelle Makro-Empfehlungen ignorieren die in Deutschland weit verbreitete Insulinresistenz und sind daher für viele ungeeignet.
  • Ihre persönliche Kohlenhydrat-Toleranz ist der wichtigste Faktor und kann durch einen achtsamen 14-tägigen Selbsttest ermittelt werden.
  • Die “Tellerformel” (½ Gemüse, ¼ Protein, ¼ komplexe Kohlenhydrate) ist eine effektive Methode, um sich ohne Zählen ausgewogen zu ernähren.

Wie Sie sich ausgewogen ernähren ohne Kalorien zu zählen: die Tellerformel

Nachdem Sie durch den Selbsttest und die Anpassungen ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse Ihres Körpers entwickelt haben, stellt sich die Frage: Muss ich für immer Makros verfolgen? Die Antwort ist ein klares Nein. Das Ziel ist es, eine intuitive und nachhaltige Ernährungsweise zu entwickeln. Ein hervorragendes Werkzeug dafür ist die visuelle „Tellerformel“. Sie befreit Sie vom Zwang des Zählens und stellt sicher, dass jede Mahlzeit ausgewogen ist.

Die Formel ist einfach und genial zugleich. Stellen Sie sich Ihren Teller vor und teilen Sie ihn gedanklich in drei Bereiche ein. Die Ernährungsexperten von Fitness First fassen das Prinzip prägnant zusammen:

Deine Mahlzeit sollte zu 50 % aus Gemüse bestehen – also mindestens der halbe Teller. Maximal ¼ sollten Vollkorn-Kohlenhydrate sein, ¼ fettarme Protein-Lieferanten. On top noch 1-2 Teelöffel Öl bzw. pflanzliches Fett.

– Fitness First Ernährungsexperten, Fitness First Magazin

Diese einfache visuelle Anleitung deckt alle wichtigen Aspekte ab. Die große Portion Gemüse liefert Ballaststoffe, Vitamine und Volumen für die Sättigung bei wenigen Kalorien. Die Proteinquelle sorgt für eine langanhaltende Sättigung und den Erhalt der Muskelmasse. Der Anteil an komplexen Kohlenhydraten ist bewusst auf ein Viertel begrenzt, was der verbesserten Insulinsensitivität Rechnung trägt und Blutzuckerspitzen vermeidet. Die Zugabe von gesunden Fetten unterstützt die Hormonproduktion und die Aufnahme fettlöslicher Vitamine.

Die Tellerformel ist die praktische Umsetzung Ihrer Arbeit als Stoffwechsel-Detektiv. Sie ist flexibel, anpassbar und lehrt Sie, Mahlzeiten nach Prinzipien statt nach Zahlen zusammenzustellen. Sie ist der Schlüssel zu einer langfristig entspannten und gesunden Beziehung zum Essen, weit entfernt von starren Regeln und frustrierendem Zählen.

Beginnen Sie noch heute Ihren Weg zum Stoffwechsel-Detektiv. Nehmen Sie sich die Zeit für den 14-Tage-Test und lernen Sie, auf die einzigartigen Bedürfnisse Ihres Körpers zu hören, anstatt sich von starren Zahlen diktieren zu lassen. Nutzen Sie die Tellerformel als Ihren täglichen Kompass für eine ausgewogene und genussvolle Ernährung.

Häufig gestellte Fragen zur persönlichen Makronährstoff-Balance

Was ist, wenn ich nach 14 Tagen immer noch unsicher bin?

Der 14-Tage-Test ist der Beginn eines Lernprozesses. Es ist normal, nicht sofort alle Antworten zu haben. Konzentrieren Sie sich auf die stärksten und klarsten Signale, wie zum Beispiel Müdigkeit nach einer bestimmten Mahlzeit. Beginnen Sie, nur diese eine Mahlzeit anzupassen. Mit der Zeit wird Ihr Gespür für die Reaktionen Ihres Körpers immer feiner.

Muss ich für immer auf Süßigkeiten oder mein Lieblingsbrot verzichten?

Nein, absolut nicht. Es geht um Toleranz, nicht um Prohibition. Das Ziel ist, eine Balance zu finden, die zu 80-90 % aus nährstoffreichen, für Sie passenden Lebensmitteln besteht. Die restlichen 10-20 % sind für Genuss und Flexibilität da. Wenn Sie wissen, dass Sie nach einem Stück Kuchen müde werden, genießen Sie es bewusst zu einem Zeitpunkt, an dem das keine Rolle spielt, z.B. am Wochenende.

Spielen Mikronährstoffe bei diesem Ansatz keine Rolle?

Doch, sie spielen eine entscheidende Rolle. Dieser Artikel konzentriert sich auf Makronährstoffe, da sie die größten Hebel für Energie und Körperzusammensetzung sind. Eine gute Mikronährstoffversorgung (Vitamine, Mineralstoffe) ist jedoch die Folge einer klugen Makro-Wahl. Indem Sie sich auf vollwertige Lebensmittel wie Gemüse, hochwertige Proteine und komplexe Kohlenhydrate konzentrieren (wie in der Tellerformel), decken Sie automatisch einen Großteil Ihres Mikronährstoffbedarfs.

Written by Sarah Müller, Sarah Müller ist staatlich geprüfte Diätassistentin und Ernährungswissenschaftlerin (M.Sc.) mit 10 Jahren Spezialisierung auf entzündungshemmende Ernährung und chronische Erkrankungen. Sie arbeitet in einer interdisziplinären Praxis in Berlin, wo sie Patienten mit Autoimmunerkrankungen, Gelenkbeschwerden und chronischen Entzündungen ernährungstherapeutisch begleitet.